Die meisten Deutschen wohnen zur Miete, aber nur selten aus freien Stücken. Viele träumen vom Eigenheim, aber können sich diesen Traum aufgrund von mangelndem Eigenkapital, zu geringem Verdienst und/oder unzureichender Bauförderung nicht erfüllen. Vor allem der letzte Punkt wird nun von einer neuen Studie, die von den Landesbausparkassen in Auftrag gegeben wurde, scharf kritisiert. Die Ergebnisse lassen fragen: Will die deutsche Regierung überhaupt, dass Menschen ein Haus bauen oder kaufen?
Nachgewiesene Diskriminierung von selbstgenutztem Wohneigentum
Es scheint nicht so, denn die aktuelle Studie des Berliner Forschungsinstituts Empirica zeigt, dass die staatliche Förderpolitik den Erwerb von selbstgenutztem Wohneigentum benachteiligt. Während Investitionen in den Mietwohnungsbau großzügig unterstützt werden, gehen private Bauherren oft leer aus. Aktuell subventioniert der Staat neue Mietwohnungen mit durchschnittlich 18.000 Euro pro Einheit. Im Gegensatz dazu erhalten Familien, die ein Eigenheim bauen oder kaufen möchten, kaum finanzielle Unterstützung. Frühere Förderungen wie das Baukindergeld, das pro Familie durchschnittlich 19.000 Euro betrug, wurden eingestellt. Die verbleibenden Programme bieten meist nur zinsvergünstigte Kredite, die durch hohe Baukosten und strenge Effizienzanforderungen an Attraktivität verlieren. Es wird klar: Der Bund diskriminiert den Erwerb selbstgenutzter Immobilien gegenüber dem Neubau von Mietwohnungen, aber warum?
Mehrkosten fressen Förderungen auf
Im Gegenzug dazu sind seit 2017 die Baukosten in Deutschland um fast 70 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung belastet private Bauherren erheblich. Zwar existieren Programme wie "Jung kauft Alt", die zinsgünstige Kredite für den Erwerb und die Sanierung älterer Immobilien anbieten, jedoch sind diese an strikte Bedingungen geknüpft. So müssen beispielsweise energetische Sanierungen durchgeführt werden, die oft hohe Zusatzkosten verursachen. Diese Anforderungen führen dazu, dass die gewährten Förderungen durch die entstehenden Mehrkosten nahezu neutralisiert werden.
Immer weniger Menschen können ins Eigenheim umziehen
Die unzureichende Förderung und die steigenden Baukosten spiegeln sich auch in den aktuellen Baugenehmigungszahlen wider. Im vergangenen Jahr wurden lediglich 172.100 Neubauwohnungen genehmigt, was einem Rückgang von 19,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Besonders betroffen sind Einfamilienhäuser, deren Genehmigungen um über 20 Prozent zurückgingen. Dieser Trend verdeutlicht die wachsende Schwierigkeit für Familien, den Traum vom eigenen Haus zu realisieren.
Ein Blick auf regionale Bauförderungen zeigt, dass es auch anders gehen kann. In Hessen wurde beispielsweise das "Hessengeld" eingeführt, das Familien beim Erwerb von Wohneigentum finanziell unterstützt. Solche Programme könnten als Vorbild dienen, um bundesweit Anreize für den Erwerb von selbstgenutztem Wohneigentum zu schaffen und somit die Wohneigentumsquote zu erhöhen.
Das braucht es für die Wohnzukunft in Deutschland
Die aktuelle Förderpolitik in Deutschland bevorzugt den Mietwohnungsbau und benachteiligt Familien, die in ein eigenes Zuhause investieren möchten. Offen bleibt das Warum. Um den Traum vom Eigenheim für mehr Menschen erreichbar zu machen, bedürfte es einer Neuausrichtung der Fördermaßnahmen, der Ausbau der finanziellen Unterstützungen für selbstgenutztes Wohneigentum und der Abbau von bürokratischen Hürden. Nur so kann langfristig eine ausgewogene Wohnraumpolitik gewährleistet werden, die sowohl Mietern als auch Eigentümern gerecht wird.